What remains (2015)

What remains. Strategies of saving and deleting

[esc] medien kunst labor, Bürgergasse 5, 8010 Graz

26.09.2015-27.11.2015
Eröffnung: Samstag, 26. September 2015, 19:00
Arbeiten von: KairUs, Linda Kronman, Michaela Lakova, Fränk Zimmer, Andreas Zingerle, La Société Anonyme
1(Diane Ludin I-Biology)

„Als verkündet wurde, daß die Bibliothek alle Bücher umfasse, war der erste Eindruck ein überwältigendes Glücksgefühl. Alle Menschen wußten sich Herren über einen unversehrten und geheimen Schatz.“
Jorge Luis Borges, Die Bibliothek von Babel

8
(Marloes de Valk, La Société Anonyme, SKOR Codex)

Was wird in ferner Zukunft ein anschauliches, lebendiges Bild unserer Kultur vermitteln:
ein Schnappschuss der weltweit in genau diesem Moment auf Festplatten abgespeicherten Daten oder eine archäologische Grabung in einer Mülldeponie, auf der ausrangierte, veraltete Hardware abgelagert wurde? Wir sind eine Gesellschaft, die eine Flut digitaler Information produziert, diese unglaublichen Datenmengen aber weder zur Gänze noch über einen längeren Zeitraum archivieren kann. Da womöglich sogar ein „digitales Mittelalter“ droht, suchen wir dem mit allen Mitteln entgegenzuwirken. Wir klammern uns an unsere wertvollen Informationen, während wir sie durch alle Ports unserer Computer sickern lassen. Wir sind besessen, und unsere Datenkörper leiden an krankhafter Fettleibigkeit. Metaphern wie die Cloud versprechen unbegrenzte Liposuktion, bei der die Speicherung unserer digitalen Exzesse allem Anschein nach dem Weltraum überantwortet wird.

5(Wühlen im digitalen Erbe / Excavating digital heritage)

Im Gegenzug lassen die energiehungrigen Rechenzentren auf unserem Planeten unsere CO2-Emissionen kontinuierlich ansteigen.

Was wollen wir retten und bewahren? Unsere Erde offensichtlich nicht. Warum sind wir so versessen darauf, der Nachwelt Zeugnisse unseres Tuns zu überliefern? Was sind die großen Ideen unserer Zeit und wo lassen sie sich aufstöbern? Künftige Historikergenerationen können danach in den Resten der Geräte suchen, die wir gebaut haben, um unseren Schatz zu hüten. Vielleicht analysieren sie auch das, was von den Daten, die wir produziert haben, erhalten geblieben ist. Eine Idee unserer Zeit wird sicher weiterleben, unser Informationsfetischismus.

2
(Fränk Zimmer, information/storage.refresh, Phase 1)

Unter dem Titel „What remains“ beschäftigen sich kunst@werk und esc medien kunst labor mit dem Verlust und der Fortschreibung der eigenen aktuellen Geschichte. Fragen nach Überlieferung und Weitergabe von Wissen und Erkenntnis implizieren die Thematisierung sowohl der (technischen) Medien, die als Informations- und Wissensspeicher fungieren, als auch die politischen, sozialen und ökonomischen Interessen, die hinter diesen stecken und sie beeinflussen. Welche (menschlichen) Werte werden weiter überliefert, welche gelöscht? Gibt es alternative Methoden, und wenn ja, wie könnten sie implementiert werden?

Weiterlesen: Presse-Mappe zum Download

Weitere Werke zur Ansicht: information/storage. refresh, Remanent, Megacorp, The SKOR Codex

Kooperationen/Koproduktionen:
esc medien kunst labor, steirischer herbst 2015