To Have Lunch
Or To Be Lunch
Ein Projekt von kunst@werk und esc medien kunst labor
Eröffnung: Samstag, 24.09.2016, 19:00,
esc medien kunst labor, Bürgergasse 5 8010 Graz
Inwieweit Globalisierung als Folge von Kolonialismus oder einfach als neue Bezeichnung von Kolonialisierung anzusehen ist, mag strittig sein – unumstritten jedoch ist die Tatsache, dass die Informationstechnologie mit all ihren Facetten und Möglichkeiten eine der Säulen dieser rasanten Entwicklung ist. Nicht neu ist die Erkenntnis und die Tatsache, dass Globalisierung und Kolonialisierung nicht mit demokratischen Prinzipien harmonieren und mehr oder weniger direkt mit kriegerischen Auseinandersetzungen in Verbindung stehen.
Die sozialen Errungenschaften, gesellschaftlichen Werte und demokratischen Praktiken, die dem Globalismus zum Opfer fielen bzw. freiwillig geopfert wurden und werden, sind Ausgangspunkt des Projektes. Bei der kulturellen Gleichschaltung – eine Grundvoraussetzung, um weltweit gleiche Kundenpräferenzen herzustellen und einen weltweit ähnlichen Absatzmarkt zu schaffen – spielen vor allem die Kommunikationstechnologien (Massenmedien, Internet) eine wichtige Rolle. Sie sind das kulturimperialstische Werkzeug der Gegenwart, und erscheinen maskiert als Befreiungstechnologien, die auch hier wieder eine Gleichschaltung bewirken sollen, und nicht eine Gleichberechtigung unterschiedlicher, diverser Wissensformen und Erzähltraditionen. Postkolonilaistische Tendenzen spielen in diesm Kontext ebenso eine Rolle wie der von der westlichen Welt ausgehende Technikimperialismus.
Waren wir beim Projekt Ministry of Hacking (kunst@werk/esc medien kunst labor, 2014) noch von Widerstandpotentialen ausgegangen: „Das World Wide Web hat sich in den letzten zwanzig Jahren mehr und mehr zu einem Raum entwickelt, in dem mit Subjektivitäten, Sexualitäten und Identitäten gespielt wird. Den solcherart sowohl für Frauen wie auch für Männer gewonnenen Freiraum könnte man durchaus als optimalen Lebensraum für die Cyborg bezeichnen. Im Zentrum des freiheitsorientierten Handelns im Netz steht der Begriff der „Connectivity“, die sowohl technische als auch soziale Verbundenheit ausdrückt. (…) Das heißt, dass Aktivitäten nicht in einem Netzwerk geschehen, sondern im Gegenteil das Netzwerk aktueller feministischer Diskurse sind – und zwar sowohl im virtuellen als auch im realen Raum. Die stärkste Wirkungsmacht entfalten sie dann, wenn sie in die Praxis übertragen werden. Sie existieren nur in der Connectivity – also in und durch die Verbindung im dynamischen Raum von Entwicklungen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie sich virtuell oder physisch manifestieren; sie können nicht isoliert von dieser Verbindung betrachtet werden.“
Wurden diese Möglichkeitsräume auf anderer Ebene hinterfragt: “Eine ganze Reihe von vermeintlichen Gewissheiten werden im Netz in Frage gestellt. Das betrifft auch die Redefreiheit. Es kommt zu neuen Konstellationen von Freiheiten und Überfluss, von Redenkönnen und Schweigenwollen. Am Ende wird Redefreiheit in einer Welt, die Freiheit als Service anbietet, und Rede als Rohdaten nutzt, zu einem Geschäftsmodell. Was wird dann aus der politischen Forderung nach Redefreiheit? In weiten Teilen der Welt ist sie eingelöst, aber zugleich auf erstaunliche Weise unwirksam geworden.
Denen, die sie noch erringen müssen, steht diesselbe Enttäuschung womöglich noch bevor. Dass nämlich die Redefreiheit geradewegs ins Gerede führt, und zwar gerade im Netz und seinen partizipativen Plattformen, oder wie Martin Heidegger es in Sein und Zeit formuliert:
“auf dem Wege des Weiter- und Nachredens. Das Geredete als solches zieht weitere Kreise und übernimmt autoritativen Charakter.”
Aus: Stefan Heidenreich: “I like it. Redefreiheit im Netz” Verschwindendes Gerede. Kunstforum (Ausgabe: Redefreiheit, 2012)
Ausgehend von der Annahme, dass man als Einzelperson wenig gegen diese Entwicklung ausrichten kann, sich aber neue Formen von Kollektiven, Gruppen, Kollaborationen bilden, um Partizipation, Einfluss und persönliche Souveränität (zurück) zu erobern, laden kunst@werk und das esc medien kunst labor KünstlerInnen-Kollektive aus verschiedenen Disziplinen ein, gemeinsam das Projekt To Have Lunch Or To Be Lunch zu entwickeln.
Mit deeplab (Medienkunstkollektiv, USA)
APC (Association for Progressive Communications, Internationales Bildungsnetzwerk)
CN:FM (online/offline ForscherInnen-Netzwerk)
Miss Baltazar’s Laboratory (feministischer Hackerspace Wien)
FemHack (Hackerinnenspace Montreal)
Maschen (Künstlerinnenkollektiv Wien)
Der Arbeits- und Entwicklungsprozess ist dabei in mehrere Phasen gegliedert: im ersten Teil erarbeitet ein Kernteam aus Künstlerinnen verschiedener Kollektive ein Grundkonzept; im zweiten Teil wird dieses einem erweiterten Kreis von Künstlerinnen aus den jeweiligen Kollektiven und Einzelpersonen vorgestellt und weiterentwickelt. Im dritten und letzten Teil setzt eine Gruppe aus ingesamt maximal acht Künstlerinnen aus diesem Kreis die Ausstellung im esc mkl und online um.
Mit TO HAVE LUNCH OR TO BE LUNCH sind kunst@werk und das esc medien kunst labor wieder Kooperationspartner des ORF musikprotokoll.
All Hail Mother Internet der tunesischen Musikerin Deena Abdelwahed ist eines der beiden Gewinnerprojekte der CTM 2016 Radio Lab Ausschreibung.
Deena Abdelwaheds Performance wird live aus dem esc medien kunst labor im ORF Kunstradio Ö1 übertragen.
Eingeladene Kollektive, Künstlerinnen und Theoretikerinnen
deeplab
Medienkunstkollektiv, USA
Addie Wagenknecht
Addie Wagenknecht, Künstlerin aus den USA, lebt derzeit in Europa, konzentriert sich in ihrer Arbeit auf das Spannungsfeld Ausdruck (Expression) und Technologie. In ihren Konzepten verbindet sie Kunst mit vertrauten Formen des Hackens und der Bildhauerei. Ausstellungen: MuseumsQuartier Wien; La Gaîté Lyrique, Paris; The Istanbul Modern; Whitechapel Gallery, London und MU, Eindhoven, Niederlande.
Der Erhalt des Förderstipendiums der Warhol Foundation ermöglichte ihr 2014 die Gründung von Deep Lab, einem losen Kollektiv von Künstlerinnen, Programmiererinnen, Hackerinnen, Wissenschafterinnen und Kunsthistorikerinnen, die sich mit aktuellen Entwicklungen in Technik und Gesellschaft beschäftigen. Sie war Mitglied des Free Art & Technology (F.A.T.) Lab bis zu seiner Schließung, und sitzt im Beirat der Open Hardware Summit am MIT. Derzeit ist sie auch im Projekt Lasersaur involviert (Community-Lasercutter). Ihre Arbeiten werden in TIME, Wall Street Journal, Vanity Fair, The Economist, und The New York Times besprochen.
Weitere Mitglieder aus dem Deep Lab sind:
Allison Burtch, Researcher/Artist/Activist; Claire Evans, Futures Editor of Motherboard/Vice Magazine; Denise Caruso, Journalist, Senior Research Scholar, CMU EPP; Harlo Holmes, Developer; Ingrid Burrington, Researcher/Artist, Director of metadata for the Guardian; Kate Crawford, Principal Researcher Microsoft Research, Visiting Professor MIT; Jen Lowe, Data Scientist/Researcher/Writer; Jillian York, Director for International Freedom of Expression, EFF; Lindsay Howard, Independent Curator; Madeleine Varner, Artist/Developer; Maral Pourkazemi, Data/Information Visualizer; Runa Sandvik, Privacy/Security Researcher, Tor Project; Simone Browne, Associate Professor, University of Texas at Austin.
APC
Association for Progressive Communications, international
Die APC ist ihrer Eigendefinition nach sowohl Netzwerk als auch Organisation. Der Handlungsschwerpunkt der APC liegt auf dem Zugang und der Nutzung des Internets weltweit: Schaffung von Zugang, wo es bislang keinen gab oder er unerschwinglich teuer ist; Wissensweitergabe für Organisationen zur sicheren Nutzung des Netzes und zur Weiterentwicklung ihrer Communities; Verfassung von Gesetzesvorlagen zur gleichberechtigten Nutzung der Netzinfrasktrukturen, speziell auch in Entwicklungsländern.
Ein weiterer Schwerpunkt ist in der Unterstützung feministischer Technologie/Netzwerke weltweit angesiedelt, wie in der Publikation: Women in Sync, Toolkit for Electronic Networking, Karen Banks, Sally Burch, Irene Leon, Sonja Boezak und Liz Probert, deutlich wird.
Eine der zentralen Personen dabei ist Liz Probert; sie arbeitet bereits seit 1998 für GreentNet (APC Mitglied, Internetprovider mit ethischen Grundsätzen, Fokus auf Organisationen in den Bereichen Friedensarbeit, Umwelt, Geschlechtergerechtigkeit und Menschenrechte, gegründet 1986).
Sie arbeitet im Rahmen des APC Frauenrechtsprogramm und kümmert sich dort u.a. um Webdevelopment, technische Instandsetzungen und Betreuung diverser UN-Konferenzen.
CN:FM
online/offline ForscherInnen-Netzwerk, Edinburgh
Das CN:FM ist eine interdiziplinäre, akademische Forschungsplattform zur Untersuchung aktueller feministischer Strömungen. Penny Travlou und Sophia Lycouris sind zwei der tragenden Protagonistinnen dieses internationalen Netzwerks mit Sitz in Edinburgh.
Penny Travlou, Athen, Edinburgh
Penny Travlou unterrichtet an der Edinburgh School of Architecture and Landscape Architecture im Bereich Cultural Geography and Theory. In ihrer interdisziplinären Forschung beschäftigt sie sich mit der Theorie von Ort und Raum (Space and Place), Politik des Öffentlichen Raums, digitalen Kulturen, verteilten Netzwerken (distributed networks), den Commons und Enthograhpie. Sie war Co-Investigator im EU-Projekt “Electronic Literature as a Model of Creativity and Innovation in Practive”. In ihrer ethnographischen Feldforschung untersuchte sie die Entstehung kreativer Netzwerke in transnationalen und transkulturellen Kontexten in einer globalisierten und verteilten Kommunikationsumgebung. Sie war ebenfalls als Hauptinvestigatorin im UK Arts and Humanities Research Council für das Projekt “Creation and Publication of the Digital Manual: authority, authorship and voice” tätig. Sie unterrichtet zeitgenössische Architekturtheorie, kulturelle Geographie und qualitative Forschungsmethoden.
Neben ihrer akademischen Tätigkeit engagiert sie sich in der P2PFoundation, und ist aktiv in den Urban Commons; sie ist im Options FoodLab in Athen involviert, wo es auch um die Integration von Flüchtlingen in Griechenland geht.
Ihre Themenschwerpunkte sind: cultural geography, Ethnographie/Feldforschung, urbane kritische Theorie, kulturelle Landschaften und Erinnerung, postindustrielle Ruinen und Verfall, Politik des Öffentlichen Raums, Ortbezogenheit in Kunst im Öffentlichen Raum, Ko-Kreativität, Peer-to-Peer-Praktiken, digitaler Raum, kognitiver Kapitalismus.
Aktuelle Publikationen:
Distributed Authorship and Creative Communities.
Ethnographies of Co_creation and Collaboration as Models of Creativity.
Rhizomes, Lines and Nomads: Doing Fieldwork With Creative Network Communites.
Sophia Lycouris, Athen, Edinburgh
Sophia Lycouris schloss ihr Diplom im Bereich Bewegung/Tanz und Choreografie ab und wechselte anschließend zu Philosophie. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf Forschungsmethoden in zwei Bereichen: einerseits der Einsatz neuer Technologien in interdisziplinären Choreographien (Projekte: Haptic Experiements und Emergent Objets), andererseits die Rolle der Choreografie in Projekten, die sich mit Bewegung im Öffentlichen Raum in Bezug auf Architektur, Stadtplanung und gesellschaftlichen Ausschluß beschäftigen. (Projekte: Choreography of Social Movement und City Glimpses).
Mitarbeit in folgenden Forschungsgruppen:
CIRCLE (Creative Interdisciplinary Research in Co llaborative Environments), University of Edinburgh and other Joint Action Research group, University of Edinburgh
Disability Studies Research Group, University of Edinburgh
Arts and Dementia Research Group, University of Edinburgh
“Reality Check”: perception in the arts Research Group, University of Edinburgh
FUSION art and neuroscience, University of Edinburgh
FemTechNet network
SenseLab, Concordia University
Miss Baltazar’s Laboratory
feministischer Hackerspace Wien
Stefanie Wuschitz
Als Künstlerin und Forscherin beschäftigt sich Stefanie Wuschitz mit neuen Formen der aufkommenden DIY-Kultur, des Feminismus und des Hacktivism. Sie hat ihren Master an der Universität Wien an der Angewandten Kunst abgeschlossen, ebenso das NYU ITP Masterprogramm in NYC. Während ihres Digital Art Stipendiums in Schweden gründete sie den feministischen Hackerspace Miss Baltazar’s Laboratory. 2014 schloß sie ihren PhD über feministische Hackerspaces an der Universiät für Technologie in Wien ab.
Silvia Lindtner
Sie ist Professorin in der School of Information an der University of Michigan. Sie erforscht, unterrichtet, und praktiziert unterschiedlichste Formen des DIY making und hacking. Ihr unmittelbarer Fokus ist die Schnittstelle von “Maker” Kultur, Design, Kunst und Massenproduktion und Städtische Entwicklung in China. Über die letzten vier Jahre hinweg hat sie in China und den USA in Bezug auf die zunehmende Professionalisierung von Maker Kultur und experimentellen Gemeinschaften wie Hackerspaces, coworking spaces, und Kunstkollektiven ethnographische Forschung durchgeführt. Während ihres PhD Studiums an der University of California, Irvine hat sie sich auch mit Themen wie online gaming, digital participation, open source cultures, human-computer interaction und start-up culture auseinandergesetzt. In ihrer Arbeit, verbindet sie Theorie und ethnographische Forschung mit Ansaetzen im critical design, critical making, participatory design, and reflective design.
FemHack
Hackerinnenspace Montreal
Sophie Toupin
Sie erforscht in ihren Arbeiten die Beziehung zwischen Technologie, Feminismus und Aktivismus mittels ethnographischer Studien und Projekte. Sie schlägt das Konzept “sicherer Räume” vor, um die Bedingungen für einen feministischen Hackerspace zu verstehen. Sie konzentriert sich dabei auf die Annahme, dass der Austausch über Wertvorstellungen – entweder ausgesprochen in einer Vereinbarung oder basierend auf einer gemeinsamen Erfahrung – die TeilnehmerInnen stärkt und sie unterstützt.
Sie geht von einem intersektionellen feministischen Standpunkt aus als 1) einem erkenntnistheoretischen Werkzeug als Verbindung zwischen denen, die ineinander verschränkte Unterdrückungsmechanismen an den Schnittstellen von Geschlecht, Ethnie, Klasse, Staatsbürgerschaft, Sexualität und anderen Identitäten erleben, und 2) als Verpflichtung zu radikalem Einschluß. Sie arbeitet u.a. mit FemHack, einem feministischen Hackerspace in Montreal, und dem TransHackFeminist Projekt in Calafou (Spanien) zusammen. Sophie arbeitet für Media@McGill, dem Zentrum für Forschung und Wissenschaft von Medien, Technologie und Kultur an der McGill Universität in Montreal.
Valentina Vuksic
Künstlerin und Programmiererin, die sich auf eine persönliche Erkundung der Möglichkeiten begibt, welche sich durch artikulierte Hard- und Softwaremediation ergeben. Sie studierte zunächst Informationssysteme und später Neue Medien an der Züricher Hochschule der Künste. Heute arbeitet sie als Mitarbeiterin für das künstlerische Forschungsprojekt “Computersignale” von Hannes Rickli am Institut für Zeitgenössische Kunst und entwickelt Software.
Anne Goldenberg (CA)
Anne Goldenberg ist Forscherin, Tänzerin und Multimediakünstlerin, die an politischen, epistemischen und poetischen Aspekten kollaborativer Plattformen und partizipativer Geräte interessiert ist. Sie absolvierte mit dem PhD in Kommunikation (UQAM, Montreal) und Soziologie (Unice, Nizza) mit ihrer Arbeit zu “The Negotiation of Contributions in Public Wikis”. Diese theoretische Beschäftigung brachte sie dazu, sich mit der Poesie kollektiver Beiträge zu beschäftigen, die sich in sehr unterschiedlichen Formen zeigen – relationale Bewegung, Tanzimprovisation, Performance, Multimediea und MixedMedieninstallationen. Inspiriert durch freie Kultur erforscht Anne Goldenberg die Beziehungen zwischen digitalem Material, partizipativen Geräten, dem Publikum und kollektiver Aktionen. Als Technofeministin fördert sie partizipatorische Prozesse und gegenseitiges Lernen ebenso wie sie auch den Prozess des Co-Konstruierens von Wissen sichtbar, lesbar und formbar macht.
Karine Rathle (UK)
Karine Rathle ist Tänzerin, Choreographin und Tanzwissenschaftlerin mit Erfahrungen im Ballett, zeitgenössischen Tanz, Contact Improvisation, Pilates, Somatics, Argeninischer Tango und Volkstanz. Sie hat viel Erfahrung als Lehrerin und Probeleiterin mit Tänzer_innen aus Kanada, Argentinien und Großbritannien. Nachdem sie ihren MSc Dance Science am Trinity Laban Conservatoire für Musik und Tanz abgeschlossen hat, arbeitet sie als Forscherin für angewandte Wissenschaft um die Performancegesundheit und das Wohlbefinden der Tanzenden zu fördern. Karin Rathles kreative Arbeit wird durch das Interesse an einer multidisziplinären Entwicklung, persönlicher und authentischer Sprache geleitet. Sie überschreitet in ihrer Forschung die Grenzen des Physikalischen und strebt die Verbindung zwischen Bewegung, Bild und Performance in allen ihren Arbeiten an.
Pascale Gustin (FR)
Pascale Gustin arbeitet mit Text und Source Code, in einer Fülle von Texturen und Materialien. Die Information, die in ihr, in ihrem Computer und ihrem Netzwerk fließt, ist eine verästeltete Umgebung. Das digitale Universum ist ein Flux, ein Fluß, den sie durch ihre Finger rinnen lässt, um seine Konsistenz zu spüren. Sie gibt Workshops und publiziert in diversen Journalen; 2006 erschien ihr ersten Buch “Trajets” bei Station Mir editions.
Maschen
Künstlerinnenkollektiv Wien
maschen ist ein Verein, gegründet von Anna Haber, Korinna Lindinger und Julia Rosenberger 2007, zur gemeinsamen Kunstproduktion. Die Künstlerinnen beschäftigen sich seit mehreren Jahren mit der Sichtbarmachung von Wegen und Aktionsräumen. Die künstlerische Auseinandersetzung mit der historisch gewachsenen Materialität des Stadtraums als selbst-verständlicher Rahmen sozialer Handlung stehen dabei im Zentrum ihrer performativen und installativen Arbeiten.
1980 in Innsbruck geboren, studierte an der Universität für angewandte Kunst in Wien
Raum konstituiert sich nach Michel Certeau über Bewegungen, die sich in ihm entfalten. track&trace erfasst diese fragmentarisch, indem Personen von mobilen Geräten verfolgt und ihre Spuren mit Farbe auf den Boden gezeichnet werden. So wird augenscheinlich, wie Örtlichkeiten frequentiert werden. Unmittelbar verborgen bleibt, dass die Bewegungspfade übermittelt und ge- speichert werden. Die Zeichnung wird so unabhängig von Ort und Zeit über- bzw. auftragbar. Zudem werden die Daten in einem Computer zusammengefasst und generieren dort einen neuen Raum, wo Bewegungen dinghaft werden und sich die Räumlichkeit von der Materialität des geografischen Ortes löst.
Wikimedia Wien
Nicole Lieger
Dr. Nicole Lieger arbeitet seit Mitte der 90er Jahre im werteorientierten Sektor. Sie hat für Amnesty International an der Neustrukturierung der österreichsichen Sektion mitgewirkt, sowie im AI EU Büro in Brüssel und im International Mandate Committe, das sich mit der inhaltlichen Grundausrichtung der internationalen Organisation beschäftigt. Sie hat in einer Basisgemeinschaft in Brüssel gelebt, die praktische Alternativen zu sozialer Ausgrenzung bieten möchte, und als Generalsekretärin das Master Programm in Friedensstudien im European Peace Center in Schlaining geleitet. Sie war Leiterin des L.Boltzmann Instituts für Menschenrechte und lehrte jahrelang an der Universität Wien, derzeit an der Universität Innsbruck. Nach einer Zeit in Berlin und bei Wikimedia Deutschland – Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens lebt sie nunmehr wieder in Wien. http://homepage.univie.ac.at/nicole.lieger/hol.htm*
subRosa (USA)
subRosa ist eine “reproduzierbare cyberfeministische Zelle, die aus Forscherinnen besteht, die Kunst, Aktivismus und Politik miteinander verbinden, um die Effekte von Neuen Informations- und Biotechnologien auf den Körper, das Leben und die Arbeit von Frauen zu untersuchen”. SubRosa, gegründet von Faith Wilding, ist ein Künstlerinnenkollektiv aus den USA, das mit derzeit aus zwei fixen Mitgliedern (Faith Wilding und Hyla Willis) besteht, die projektweise andere Personen einbinden.
Faith Wilding
Performance/Installationen/Feministische Kunst. Ausstellungen: WACK! Art and Feminist Revolution; Sexual Politics, Division of Labor: Women’s Work in Contemporary Art, re-Act Feminism. Wildings Arbeiten beschäftigen sich mit der Rekombination und Verbreitung von Biotechnologie und dem Kriegskörper in unterschiedlichen analogen und digitalen Medien; außerdem Malerei, Zeichnung, Skulptur, Audio, Video, Installationen und Performance.
Hyla Willis
Pittsburgh, interdisziplinäre Künstlerin und Grafikdesignerin; v.a. Visuals und Klangkunst, MFA der Carnegie Mellon University, BFA des Cornish College of the Arts; sie spielte u.a. mit Blowhole, Michael Pestel, tENTATIVELY a cONVENIENCE, Trophy Wife, Cinnamon Cuddles & Crew Featuring Sloppy and Munchy, und dem Firefly Tunnels Project.
Digital Courage (D)
Rena Tangens
Sie ist Künstlerin, Internet-Pionierin und Datenschutzaktivistin mit Schwerpunkt auf Medienkunst. 1984 rief sie gemeinsam mit padeluun das Kunstprojekt Art d’Ameublement ins Leben. 1988 gründete sie gemeinsam mit Barbara Thoens die Haecksen, ein Zusammenschluss weiblicher Mitglieder des Chaos Computer Clubs. Ab 1989 arbeitete sie am Mailboxprogramm ZERBERUS und der BIONIC-MailBox mit. Sie ist Mitbegründerin und Vorsitzende des BielefelderFoeBuD e.V., mittlerweile bekannt als Digital Courage.
THF! TransHackFeminist Meeting (international)
THF ist ein loses internationales Netzwerk feministischer Künstlerinnen und Technikerinnen mit geografischem Schwerpunkt im spanisch-sprachigen Raum, die sich seit 2014 einmal jährlich zu einer Intensivworkshopwoche treffen. 2014: Calafou, Spanien; 2015: Puebla, Mexico; 2016: Montreal, Canada. Eine der aktivsten Personen ist Spideralex.
Spideralex ist Soziologin, schrieb ihren PhD in Sozialwirtschaft und forscht im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien für das Allgemeinwohl. Sie ist Hacktivistin, die sich in der Entwicklung von technischen Souveränitätsinitiativen engagiert, und Cyberfeministin, die die Beziehung zwischen Gender und Informations- und Kommunikationstechnik untersucht. Sie ist Programmiererin und Hackerin und hat ua. das Kommunikationszentrum Calafou mitgegründet, eine verlassene Industrieanlage im Norden Barcelonas. Sie ist eine der Sysadmins von N-1, ein unabhängiges Servernetzwerk für nichtkommerzielle kulturelle Aktivitäten und derzeit bei TacticalTech in Berlin als Organisatorin internationaler Vernetzungsaktivitäten im Bereich Tech+feminism tätig.
Amargi, Istanbul
“Die Gründerinnen von Amargi sind eine Gruppe von aktiven Feministinnen, die sich zusammen getan haben, um feministisches Wissen zusammen zu tragen und um Gesellschaft und Politik von einem feministischen Standpunkt aus zu analysieren. Amargi ist eine feministische, anti-hierarchische, anti-nationalistische und anti-militärische Organisation. Wir als Mitglieder von Amargi versuchen uns in einer patriarchalen Gesellschaft zu entwickeln und zu organisieren. Unser Ziel ist es, feministische Theorien zu verbreiten, um Alternativen zu patriarchalischen Machtverhältnissen in unserer Gesellschaft zu schaffen.”